"Sommer ist die schönste Woche in der Schweiz" so ein Zitat eines guten Freundes von mir. Dieser "Sommer" sollte seinen Höhepunkt hinsichtlich Fahrfreude, (gefühlter) Körpertemperatur, Puls, sowie auditivem Fahrerlebnis letzten Sonntag nehmen. Im Wissen einen vollen Tag in einem Lamborghini Gallardo LP 560-4 Spyder verbringen zu dürfen, fällt das Aufstehen am Morgen gleich um einiges leichter, konnte ich nachts vor lauter Vorfreude ohnehin kaum schlafen. Wie es wohl sein würde zum ersten Mal die Marke mit dem Stier im Wappen fahren zu können? Wie wohl der V10 unter Volllast dröhnt und kreischt?
Morgens um 8 Uhr bei luxurycar4you angekommen, alle vertraglichen Auflagen erfüllt, die nötigen Unterschriften gesetzt und rein ins Vergnügen, sprich in die tiefenliegenden, perfekt passenden und mit schwarzem Leder überzogenen Sportsitze des Lamborghini Gallardo LP 560-4 Spyder.
Die Sitzposition ist extrem tief, auch wenn ich mir von meinem 997 Carrera S her eine gewisse Nähe zum Asphalt gewohnt bin, sitze ich hier subjektiv noch etwas tiefer. Das Lenkrad ist schön wulstig, was mir persönlich sehr gefällt, (ich fühle mich hier an meine E46 M3 Zeiten zurück erinnert), und die Pedale (die von mir gefahrene Version hatte das so genannte E-Gear, ein automatisch-sequentielles Getriebe, somit also nur Gas- und Bremspedale) reagiert erst nachdem man mit einem gewissen Druck drauf getreten ist. So fahre ich gerne Auto, schliesslich lassen sich dadurch Bremse und Gas viel feiner dosieren.
Jetzt wird's aber höchste Zeit für den wake up call. Bremse getreten, alles was irgendwelche Geräusche von sich geben könnte auf stumm geschaltet, den Schlüssel gedreht, das elektromechanische Surren des Anlassers ertönt und nur Sekundenbruchteile später erwacht der italienische V10 (und wohl auch einige Anwohner rundherum) aus dem Sonntagsschlaf. Der Kindskopf in mir möchte diese Prozedur gleich wiederholen, doch der Tag ist lang und ich werde wohl noch einige Male die italienische Flunder zum Leben erwecken können.
Nach vorsichtigem losfahren, sehe ich zu, dass der kantige Keil auf Temperatur kommt. Die italienischen Beschriftungen der zahlreichen Instrumente (Giri, Temp. acqua, Temp. olio, Benzina, Press. olio, und Batteria) erwecken in mir bereits soviel italianità, dass ich erst mal einen caffè brauche um sicher zu sein, dass ich auch wirklich hell wach bin.
Dafür manövriere ich den exakt 1.90m breiten Wagen in eine gefühlt ebenso breite Parklücke um unter zuschauen einiger Fussgänger das Dach zu schliessen (das dauert eine Ewigkeit, obwohl es mehr eine Stoffmütze als ein Dach ist) so will's der Vermieter nun mal. Nach meinem persönlichen Boxenstop kommt der Kindskopf in mir wieder auf seine Kosten, also Dach runter, Radio aus, Schlüssel drehen und 560 cavallinos zum galoppieren bringen.
Ich fahre erst einmal aus der Stadt raus, schliesslich liegt des Lambos bevorzugtes Revier auf eher auf Land- und Schnellstrassen, als in der Stadt, auch wenn das nose lift system das Leben in urbanem Terrain deutlich erleichtert (ich sollte den ganzen Tag nicht ein einziges mal aufschlagen).
Der Weg führt entlang einer meiner liebsten Strecken im Zürcher Oberland genauer gesagt von Wald durchs Tösstal nach Kolbrunn, und von da nach Elgg (vor allem dieser Teil ist wie gemacht für den Lambo). Auf dieser Route, welche immer wieder mit kleinen Dörfern gespickt ist, lässt sich dem frei saugenden 5.2-Liter-V10 perfekt die Sporen geben. Vor dem Ausserortsbereich 2 Gänge runterschalten, die Zwischengassalven geniessen und sich anschliessend am Vortrieb erfreuen.
Durst und Hunger verlangen nun einen Halt also ab an die Tankstelle. Beim Anbremsen zum Abbiegen an diese schaltet mein weisses Geschoss von selbst runter, und spätestens jetzt geniesse volle (ungewollte) Aufmerksamkeit sämtlicher Personen im Umkreis von 50 Metern. So werde ich denn auch gleich von einem Triumph TR6 Fahrer angesprochen, mit dem Kommentar, das sei ein schönes Auto.
Das Verlassen der Tankstelle ist die ideale Möglichkeit den Allradantrieb des Lamborghinis zu testen. Also den ersten Gang einlegen, einlenken und ordentlich auf den Pinsel treten. Vollkommen ohne Schlupf geht's schön kontrollierbar unter infernalisch lautem und unverwechselbaren V10 Kreischen vorwärts in Richtung Ausserortstafel. Durchzug und Drehmoment scheinen aber nicht gerade die Paradedisziplinen des V10 Saugers zu sein, womit du immer gezwungen bist ihn auf Drehzahl zu halten.
So richtig Laune wird wohl aber erst auf einer verwinkelten Strasse aufkommen, denke ich mir und suche eine möglichst leere und kurvenreiche Passstrasse in der Nähe (gar nichts so einfach an einem schönen Sonntagnachmittag). Von Mosnang über die Hulftegg zurück ins Tösstal scheint mir eine geeignete Strecke und tatsächlich, das ist der Ort an dem du mit dem Lambo den grössten Spass hast. Hier kannst du ihn treten und, schreien lassen, runterschalten, hart bremsen, einlenken und am Scheitelpunkt wieder von der Leine lassen, und das Spielchen an der nächsten Kurve wiederholen. Ausser den Velofahrern (und dem übrigen links-grünen Verkehrssalat) finden das alle Verkehrsteilnehmer ziemlich unterhaltend und ich glaube nicht einmal Valentino Balboni hat hiervon jemals genug gekriegt.
Ein bisschen Schweizer Schnellstrasse (ich benutze hier bewusst diesen Ausdruck, da das Wort Autobahn eigentlich ausschliesslich für die unbegrenzte Deutsche Autobahn reserviert sein sollte, so eine Art Autobahn™) und Publikumsstrasse will ich in meine Testfahrt ebenfalls einbauen und entscheide mich daher nach Küssnacht am Rigi zu fahren.
Mit einem kleinen Umweg lassen sich noch ein paar ideale (da nur 2 spurige befahrene) Tunnels auf dem Weg nach Küssnacht einbauen. Also rein in die Röhre, bremsen, Abstand lassen, 3mal am linken Hebel ziehen und richtig auf den Pinsel treten. Was mir auf diesen knapp drei Kilometer auf die Lauscher geschickt wurde, dürfte für jeden Autoenthusiasten nahe an den auditiven Orgasmus heranreichen. 6'000/min, du hörst nichts mehr vom übrigen Verkehr oder deinem Beifahrer, 7'000/min, jeder Pamir ist von nun an nutzlos und Maria Sharapova etwa so laut wie das Schweigen der Lämmer, 8'000/min, entweder bröckelt jetzt gleich die Tunnelwand oder die weisse Folierung löst sich auf, jedenfalls muss ich gleich schalten und freue mich schon darauf das Prozedere einen Gang höher nochmals exorzieren zu können, ausser das der Wecker diesmal weniger schnell hoch dreht...
So richtig Laune wird wohl aber erst auf einer verwinkelten Strasse aufkommen, denke ich mir und suche eine möglichst leere und kurvenreiche Passstrasse in der Nähe (gar nichts so einfach an einem schönen Sonntagnachmittag). Von Mosnang über die Hulftegg zurück ins Tösstal scheint mir eine geeignete Strecke und tatsächlich, das ist der Ort an dem du mit dem Lambo den grössten Spass hast. Hier kannst du ihn treten und, schreien lassen, runterschalten, hart bremsen, einlenken und am Scheitelpunkt wieder von der Leine lassen, und das Spielchen an der nächsten Kurve wiederholen. Ausser den Velofahrern (und dem übrigen links-grünen Verkehrssalat) finden das alle Verkehrsteilnehmer ziemlich unterhaltend und ich glaube nicht einmal Valentino Balboni hat hiervon jemals genug gekriegt.
Ein bisschen Schweizer Schnellstrasse (ich benutze hier bewusst diesen Ausdruck, da das Wort Autobahn eigentlich ausschliesslich für die unbegrenzte Deutsche Autobahn reserviert sein sollte, so eine Art Autobahn™) und Publikumsstrasse will ich in meine Testfahrt ebenfalls einbauen und entscheide mich daher nach Küssnacht am Rigi zu fahren.
Mit einem kleinen Umweg lassen sich noch ein paar ideale (da nur 2 spurige befahrene) Tunnels auf dem Weg nach Küssnacht einbauen. Also rein in die Röhre, bremsen, Abstand lassen, 3mal am linken Hebel ziehen und richtig auf den Pinsel treten. Was mir auf diesen knapp drei Kilometer auf die Lauscher geschickt wurde, dürfte für jeden Autoenthusiasten nahe an den auditiven Orgasmus heranreichen. 6'000/min, du hörst nichts mehr vom übrigen Verkehr oder deinem Beifahrer, 7'000/min, jeder Pamir ist von nun an nutzlos und Maria Sharapova etwa so laut wie das Schweigen der Lämmer, 8'000/min, entweder bröckelt jetzt gleich die Tunnelwand oder die weisse Folierung löst sich auf, jedenfalls muss ich gleich schalten und freue mich schon darauf das Prozedere einen Gang höher nochmals exorzieren zu können, ausser das der Wecker diesmal weniger schnell hoch dreht...
Am Ende des Tunnels schaue ich auf meine Arme, und trotz 30°C Aussentemperatur stellen sich mir alle Haare auf, als wäre es 50 Grad kälter. Jetzt kann ich auch prima nachvollziehen wieso Matthias Malmedie mit dem SLS gleich 2 mal durchs Tunnel gefahren ist.
Die Fahrt über die Schweizer Schnellstrasse ist aus zweierlei Gesichtspunkten nicht ideal für den Lamborghini. Erstens, du stellst spätestens jetzt fest, dass Drehmoment in diesem Auto erst über die Drehzahl kommt, (was gerade beim Aufheben der zig 80er oder 100er-Baustellen-Zonen eher mühsam ist) da du nicht einfach im 6. Gang voll drauf latschen kannst und mit einem Schub wie es sich für einen mindestens 250'000 Franken teuren Sportwagen gehören sollte, belohnt wirst.
Der zweite Punkt ist zugleich mit Abstand das grösste Manko des Gallardo. Seine Innenraumähnlichkeit mit Audis der Baujahre 2000 bis 2007. So entsprechen beispielsweise Tachonadel, km-Zähler, Uhr, sowie zahlreiche Tasten 1:1 den Bauteilen welche der Mutterkonzern verwendet. Das Navigations- und Entertainmentsystem ist ebenfalls von Audi übernommen und sogar das Thermometer (Anzeige 41.5°C) scheint dieselben Übertreibungen anzuzeigen wie der ehemalige A4 meiner Mutter mit Baujahr 2002. So ist es denn weiter auch nicht verwunderlich dass sich die Drehregler des Musik- und Navigationssystems nach 5 Jahren an den genau gleichen Stellen abgenutzt präsentieren, wie beim oben erwähnten A4. Hier hat Audi (und somit Lamborghini) dem Kunden nicht den Premium Anspruch geboten den er sich vorgestellt und bezahlt hat. Ich kenne da andere Hersteller die Autos in denselben Preisregionen und darunter anbieten (Ferrari, Aston Martin, Porsche, Mercedes um nur einige zu nennen) die das deutlich besser können.
Wie auch immer, es wird nun Zeit über den Hirzel zu knallen, da hab ich eh keine Zeit mir die Audi-Verwandtschaft anzuschauen, sondern geniesse den Schub, den Ton und das Handling der macchina aus Sant'Agata Bolognese. Trotz seiner 1'550kg Leergewicht lässt sich der Lambo erstaunlich leicht und enorm präzis um alle Kurven zirkeln, fühlt sich aber schwerer an, als beispielsweise ein Porsche 911. In Küssnacht am Rigi angekommen, durch die Fussgängerzone auf den grossen Parkplatz am See gefahren lässt sich gefühlt niemand ausmachen der nicht den weissen Gallardo anstarrt. Das Auto taugt wirklich in keinster Weise für undercover Missionen, die Show die du mit diesem Auto geniesst ist so gross, dass du es wirklich wollen musst. Nebst den finanziellen Mitteln ist das angeschaut - um nicht zu sagen angeglotzt - werden wollen wohl das grösste Hindernis dieses Auto zu kaufen.
Je länger ich mit Tacho 130km/h zurück über die Schnellstrasse nach Zürich fahre, desto mehr beginne ich mich zu fragen ob nicht der R8, mit demselben V10 (wenn auch aus konzernpolitischen Gründen in seiner Leistung etwas kastriert), dafür mit der weniger aggressiven aber umso schöneren und nur etwas weniger auffallenden Optik, nicht die bessere Wahl wäre für jemanden der sich überlegt einen Gallardo zu kaufen? Mit dieser Ansicht stehe ich gemessen an den Verkaufszahlen jedoch in der Minderheit. So scheint Man(n) für die aufgeworfene Summe von mindestens einer Viertelmillion Schweizer Franken auch die entsprechenden Blicke auf sich ziehen zu wollen.
Schliesslich fahre ich in den Sonnenuntergang und geniesse die letzten Momente in einem Auto welches zweifelsohne zu den aufregendsten seiner Art zählt. Hinsichtlich Emotion kann ich mir kaum ein geeigneteres 2 sitziges Cabrio vorstellen (gepaart mit der Seltenheit eines V10 ohnehin nicht). Für einen Tagesausflug ist der Lamborghini Gallardo LP 560-4 ein faszinierendes und fast perfektes Auto, für den ganzen Sommer eher weniger.
Mehr Lamborghini gibt's hier
09.07.2014
Schliesslich fahre ich in den Sonnenuntergang und geniesse die letzten Momente in einem Auto welches zweifelsohne zu den aufregendsten seiner Art zählt. Hinsichtlich Emotion kann ich mir kaum ein geeigneteres 2 sitziges Cabrio vorstellen (gepaart mit der Seltenheit eines V10 ohnehin nicht). Für einen Tagesausflug ist der Lamborghini Gallardo LP 560-4 ein faszinierendes und fast perfektes Auto, für den ganzen Sommer eher weniger.
Mehr Lamborghini gibt's hier
09.07.2014
Text: Tom's Car Blog
Bilder: Tom's Car Blog