Lange ist es her, seit das letzte Mal ein Auto präsentiert wurde, bei dem ich binnen 5 Sekunden gesagt habe: "Das muss ich mal haben". Letztes Mal so geschehen anno 2000 als BMW den M3 der Baureihe E46 präsentierte. Ich durfte Recht behalten und liess mich von meinem Traum nicht abbringen, so dass ich einige Jahre später einen eben solchen M3 kaufen konnte.
Heute war wieder so ein Tag. Ich las und sah zum ersten Mal Bilder vom Ferrari 488 GTB. Und nun hoffe ich inständig, dass mir das mir das Glück wieder hold ist...
Heute war wieder so ein Tag. Ich las und sah zum ersten Mal Bilder vom Ferrari 488 GTB. Und nun hoffe ich inständig, dass mir das mir das Glück wieder hold ist...
488 GTB. Folgt man der Nomenklatur der letzten Jahre könnte man meinen, 4.8 Liter Hubraum, 8 Zylinder. Doch das stimmt so nicht. Auf der Suche nach dem Grund für diese Zahlenkombination müssen wir ganz zurück in der Historie der italienischen Traditionsmarke.
Bis zur Ära des Dino (also bis Ende der 1970er Jahre) bezeichnete nämlich die Zahl im Namen jeweils den Hubraum eines einzelnen Zylinders. So kam beispielsweise der 250 GTO oder auch der 365 GTB zu seinem Namen. Da Ferrari damals nur 12 Zylindermodelle baute, war der Hubraum denn auch leicht zu errechnen. Der 250 GTO hatte demnach einen 3-Liter-V12 (250ccm * 12 = 3000ccm) und der 365er einen 4.4-Liter-V12. Selbst der aller erste gebaute Ferrari, der 125, hiess so weil er einen 1.5-Liter-V12 besass. Ja richtig gelesen, die Italiener verbauten schon 1947 einen V12!
Eben genau diese Nomenklatur scheinen sie in Maranello jetzt wieder entdeckt zu haben, denn der 488 heisst so, weil ein einzelner Zylinder 488 Kubikzentimeter gross ist. Multipliziert mit seinen V8 ergibt das genau 3.9 Liter Hubraum.
3.9 Liter, Ferrari V8, klingelt da was? Ja genau, das ist doch das Triebwerk des neuen California, jetzt California T für Turbo genannt. Ferrari, V8-Turbo, mir kommen etwa in der Zeit die das
Doppelkupplungsgetriebe zum Schalten benötigt die Modelle 288 GTO und
F40 in den Sinn. Alleine schon deswegen muss ich den 488er haben, reiht
er sich doch diesbezüglich in die Ahnenliste der wohl legendärsten aller
Ferrari Modelle ein.
Doch in Maranello möchten sie den Mittelmotorsportwagen klar sportlicher positionieren als den eher aufs schnelle cruisen ausgelegten California T. 670 PS und 760 Nm auf nicht einmal 1400 kg Leergewicht sind nicht einfach ein bisschen mehr bzw. weniger als der California T (560 PS, 755 Nm, 1730kg), sie versprechen Fahrleistungen auf absolutem Supersportwagen Niveau.
Um die vom Motor gebotenen Leistungen mit nur einer angetriebenen Achse auch wirklich souverän auf die Strasse zu bringen, wenden die Italiener einen zugegeben wirklich ausgetüftelten Trick an. Das Drehmoment wird je nach gewähltem Gang begrenzt, so dass jederzeit spielend leicht der maximale Vortrieb bei Volllast gewährleistet ist. So gesehen müsste es jedem der in Genuss kommt hinters Steuer zu sitzen machbar sein, sich in 3.0 Sekunden auf 100km/h und in 8.3 Sekunden auf Tempo 200 katapultieren zu lassen. Auf der hauseigenen Teststrecke in Fiorano stellt der 488 eine Rundenzeit von 1:23min auf, was exakt Gleichstand, mit dem bis anhin schnellsten und stärksten Serien-Ferrari, dem F12 entspricht. Zudem wollen die Italiener das Turboloch eliminiert haben, indem sie in einem aufwendigen Schweissverfahren die einzelnen Teile der exakt gleich langen Krümmer und der Lader zusammengefügen. Der Turbomotor soll so nur 0.1 Sekunde langsamer ansprechen als der Sauger.
Glaubt man der Marketingabteilung von Ferrari so wurden zahlreiche Erkenntnisse aus dem Kundensport Programm (XX genannt) in die Elektronik und die Kontrollsysteme des 488 GTB übernommen und darüber hinaus konnte der Abtrieb im Vergleich zum Vorgänger, dem 458 Italia, um 50% gesteigert und der Luftwiderstand gleichzeitig reduziert werden.
Optisch unterscheidet sich der 488 GTB von vorne deutlich vom Italia, insbesondere die Heckpartie sticht mit ihren grossen Lufteinlässen (die übrigens an das erste Ferrari V8 Modell, den 308 GTB von 1975 erinnern) hervor. Von hinten gleicht er ein bisschen der 458 Speciale Version, mit seinen beiden mittig angeordneten Endrohren.
Im Innenraum setzt Ferrari auf gewohnte Elemente: Mitteltunnel und Armaturenbrett sind klar abgetrennt und sämtliche Tasten sind am Multifunktionslenkrad, inklusive Manettino zur Verstellung der Fahrmodi untergebracht. Neu entwickelt wurden jedoch die Grafik und die Bedienung des Infotainment Systems.
Nun gibt's nur noch zwei Dinge die mich vom Besitz eines 488 GTB trennen. Der Preis (obwohl noch nicht bekannt, würde es mich wundern, wenn dieser unter 270'000 Franken liegen würde) und die Frage, ob so viel Technik in einem Auto überhaupt noch Spass macht? Oder ob du nur noch reinsitzen musst, und im Grunde funktioniert alles vollautomatisch, und jedermann kann damit mit fast schon Vollkasko-Mentalität konsequenzlos seinen inneren Rennfahrer loslassen. Ob noch menschliches (Fahr)Können von Nöten sein wird und nur wenige ein solches Auto wirklich beherrschen können? Sollten solche "Höllenritte" noch machbar sein und sich der erstgenannte Grund irgendwie auch erfüllen, dann muss ich den Schlüssel (der übrigens in einem an die Zylinderbänke des V8 angelehntes Design gehalten ist) und das Auto haben.
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04.02.2015
Text: Tom's Car Blog
Bilder: Werk