Der Winter ist ja nicht gerade die Jahreszeit um Autos auf den Zahn zu fühlen. Vor allem Sportwagen bleiben in diesen Tagen gerne in der warmen und vom Salz verschonten Garage. Natürlich gibt es genügend 500+ PS Sportwagen mit Allrandantrieb und die Marketingabteilungen der entsprechenden Hersteller versprechen einem, dass man mit Ihnen auch sportlich durch den Winter kommt, aber wer bitte fährt bei Temperaturen um und unter dem Gefrierpunkt mit seinem Porsche Turbo, Audi R8 oder Lamborghini Gallardo einen Pass hoch als wäre es ein Tag im Juli?
Doch in der kalten Jahreszeit reichen für zwei Tage Fahrspass auch 192 PS und 280 Nm verpackt in einem Kleinwagen, dem Mini Cooper S, Jahrgang 2015.
Zugegeben, der Mini war, ist, und bleibt wohl auch für lange Zeit noch meiner Ansicht nach ein Auto für Frauen. Für uns Männer ist die Knutschkugel ein bisschen eine rollende Verzichtserklärung und in der Spanne zwischen männlich und schwul etwas nahe beim letztgenannten einzuordnen. Aber liebe Leserinnen dieses Blogs (und ja, die gibt's), ich kann Euch verstehen wenn ihr sagt: "ich will en Mini".
Also einsteigen in den British Racing Green farbenen Mini (werte Frauenwelt, unbedingt in dieser Farbe kaufen auch wenn die 600 Franken Aufpreis schmerzen), und los geht's mit der Disco. Das Ambilight genannte Licht- und Leuchtkonzept im Mini ist denn auch schon der erste Indiz weshalb wohl gerade die weibliche Fraktion an diesem Auto mehr Gefallen findet als die männliche. Die Innenraumbeleuchtung wechselt im zwei Sekunden Rhythmus die Farbe von grün über blau bis rot und zurück (wahrscheinlich ist optional sogar noch pink erhältlich). In Bildern ausgedrückt, sieht das so aus...
Das Farbenspiel geht beim rot pulsierenden Start/Stop-Knopf weiter und findet seinen fulminanten Höhepunkt wenn der kleine Schalter unterhalb des Automatik Wählhebels auf Sport gestellt wird. Sämtliche Lampen und Lichter werden rot, und der Bordmonitor gibt dem Fahrer, bzw. der Fahrerin zu erkennen, dass er/sie sich auf maximales Gokart Feeling freuen darf. Fahrwerksabstimmung, Gasannahme und Lenkung sind nun deutlich schärfer eingestellt, auch wenn das versprochene Gokart Feeling doch weit entfernt ist von dem was der Mini bietet.
Alternativ zum Sportmodus stehen noch "normal" und "green" als Fahrmodi zur Verfügung. Den 2-Liter-Turbo bewege ich jedoch ausschliesslich im Sport Modus, denn green geht überhaupt nicht, und auch im normal Modus ist das Ansprechverhalten stark verzögert.
Das Doppelkupplungsgetriebe passt perfekt zum Mini, es schaltet genügend schnell und bei Bedarf (im normal und green Modus) kaum merklich. Im Sportmodus hingegen knallen Zwischengassalven beim Runterschalten und kratziges Fauchen beim Hochschalten durch die mittig angeordnete, doppelflutige Abgasanlage. In punkto auditivem Fahrspass muss sich der Mini Cooper S auch vor grösser motorisierten Konkurrenten nicht verstecken.
Wirklich schnell ist der Mini trotz knapp 200 PS, 280 Nm und einem Leergewicht nach DIN von nicht ganz 1200kg dennoch nicht. Das maximale Drehmoment liegt zwar bereits bei 1250/min an, doch über 5'000/min scheint dem Cooper S die Puste auszugehen, auch wenn gerade dann die Maximalleistung anliegt. Da hilft auch das zweistufig deaktivierbare ESP nicht für mehr Fahrfreude zu sorgen, denn ein Fronttriebler untersteuert nun mal. Punkt. Ob mit ganz, teilweise oder nicht aktiviertem ESP, egal, er untersteuert.
Wer schnell in urbanem Gebiet vorwärts kommen will, für den eignet sich der Cooper S mit seinem sportlichen Fahrwerk, und seiner Wendigkeit, auch wenn diese mit zunehmender Modellpflege auf Grund des Grössenzuwaches zunehmend leidet. Ab und an ein bisschen über die Schweizer Autobahn oder Schnellstrasse knallen geht auch, aber der anfänglich grosse Fahrspass verfliegt denn auch schnell wieder.
Stattdessen kann man sich an der Innenausstattung und netten Gimmicks im Innenraum erfreuen. Die Materialwahl und die Verarbeitung sind alles andere als auf Kleinwagenniveau, das Harman Kardon Soundsystem sorgt für ordentlich Entertainment und das Navi ist meiner Ansicht nach in dieser Klasse schlicht unerreicht.
Doch weshalb liebe Innenraumdesigner muss alles an und in diesem Auto rund sein? Tacho, Drehzahlmesser und die Schalter für die Klimaautomatik sind ja verständlich aber müssen Lüftungsdüsen, Lautsprecher, Türgriffe, Boardcomputer, und alle übrigen Schalter wirklich auch rund sein? Aussen geht's selbstredend mit dem "alles-so-schön-rund-hier-Motto" mit Scheinwerfern, Nebellampen und Seitenspiegeln weiter. Dieses Jööö-Feeling würde mir mit der Zeit ganz schön ihr wisst schon wo hin gehen...
Auch wenn ich mir eigentlich beim Erstellen dieses Blogs gross auf die Fahne geschrieben habe nicht über Vernunftsaspekte wie Verbrauch, Kofferraumvolumen und ähnliches zu berichten, muss ich an dieser Stelle eine Ausnahme machen. Nirgends wird an diesem Auto die Namensherkunft Mini so deutlich wie bei der Kofferraumgrösse. Mit einer Sporttasche und einem Rucksack ist dieser quasi schon voll. Mit etwas Zurechtrücken passt vielleicht noch eine Einkaufstasche rein, aber dann hat's sichs.
Ich frage mich nun (wieder) von neuem wer denn die Zielgruppe sein soll, denn Frauen können es jetzt nicht mehr sein. Mal mit dem Freund oder der Kollegin einen Wochenendtrip nach Italien machen? Unmöglich bei dem Kofferraum. Da passen keine zwei Reisetaschen rein, geschweige denn das Resultat einer Shoppingtour. Alternativ kann die Rücksitzbank als Ablage hinzugezogen werden schliesslich ist der Mini fast 30cm länger als ein Fiat 500, aber dennoch genauso unpraktisch. Und bei der ersten Bremsung fliegt sowieso alles durchs Auto.
Doch mir geht es ums Fahren und das Fahrerlebnis, also wieder auf den pulsierenden Start/Stop Knopf drücken und eine enge, kurvenreiche Bergstrasse suchen. Das früh anliegende Drehmoment hilft dem Mini auch bergauf Fahrspass zu vermitteln, auch wenn das Fahrwerk in der Sportstellung etwas gar hart ausgelegt ist für die zur Verfügung stehende Leistung. Hier würde ich mir eine Taste mit dem persönlichen Setup wünschen (wie es übrigen Topmodelle von BMW bieten). Ansprechverhalten, Lenkung und den Klang liesse ich auf Sport, das Fahrwerk ist im Normalmodus die bessere Wahl. Schnelle Lastwechsel sind dem Mini nicht ungeheuer und auch aus engen Spitzkehren herausbeschleunigen macht Spass auch wenn der Mini gegenüber seinem Vorgänger um stattliche 12cm gewachsen ist.
In Klischees gesprochen ist der Mini also ein Auto für die Frau die gerne sportlich fährt nicht aber für das Soppingtussi, auch wenn diese am runden und farbenfrohen Interieur eher ihre Freude hätte. Woran niemand ausser Mini bzw. BMW Freude findet ist am Preis des Cooper S. Auch wenn der Grundpreis von CHF 30'700 nicht als günstig eingestuft werden kann, steht er für die gebotenen Leistungen dennoch nicht vollkommen schief in der Landschaft. Doch fügt man einige - aus meiner Sicht zwingende - Optionen hinzu, steht man schnell bei CHF 43'000, was dann wieder eher viel Holz ist, für einen Kleinwagen. Bei diesem Preis ist der Cooper S aber bei weitem nicht voll ausgestattet denn mein Testwagen buhlt für 49'670 Franken um einen Käufer, und wer will kann ihn sich auch so ausstatten, dass eine fünf ganz vorn steht...
Mehr Mini gibt's hier.
09.03.2015
Text: Tom's Car Blog
Bilder: Tom's Car Blog
Auch wenn ich mir eigentlich beim Erstellen dieses Blogs gross auf die Fahne geschrieben habe nicht über Vernunftsaspekte wie Verbrauch, Kofferraumvolumen und ähnliches zu berichten, muss ich an dieser Stelle eine Ausnahme machen. Nirgends wird an diesem Auto die Namensherkunft Mini so deutlich wie bei der Kofferraumgrösse. Mit einer Sporttasche und einem Rucksack ist dieser quasi schon voll. Mit etwas Zurechtrücken passt vielleicht noch eine Einkaufstasche rein, aber dann hat's sichs.
Ich frage mich nun (wieder) von neuem wer denn die Zielgruppe sein soll, denn Frauen können es jetzt nicht mehr sein. Mal mit dem Freund oder der Kollegin einen Wochenendtrip nach Italien machen? Unmöglich bei dem Kofferraum. Da passen keine zwei Reisetaschen rein, geschweige denn das Resultat einer Shoppingtour. Alternativ kann die Rücksitzbank als Ablage hinzugezogen werden schliesslich ist der Mini fast 30cm länger als ein Fiat 500, aber dennoch genauso unpraktisch. Und bei der ersten Bremsung fliegt sowieso alles durchs Auto.
Doch mir geht es ums Fahren und das Fahrerlebnis, also wieder auf den pulsierenden Start/Stop Knopf drücken und eine enge, kurvenreiche Bergstrasse suchen. Das früh anliegende Drehmoment hilft dem Mini auch bergauf Fahrspass zu vermitteln, auch wenn das Fahrwerk in der Sportstellung etwas gar hart ausgelegt ist für die zur Verfügung stehende Leistung. Hier würde ich mir eine Taste mit dem persönlichen Setup wünschen (wie es übrigen Topmodelle von BMW bieten). Ansprechverhalten, Lenkung und den Klang liesse ich auf Sport, das Fahrwerk ist im Normalmodus die bessere Wahl. Schnelle Lastwechsel sind dem Mini nicht ungeheuer und auch aus engen Spitzkehren herausbeschleunigen macht Spass auch wenn der Mini gegenüber seinem Vorgänger um stattliche 12cm gewachsen ist.
In Klischees gesprochen ist der Mini also ein Auto für die Frau die gerne sportlich fährt nicht aber für das Soppingtussi, auch wenn diese am runden und farbenfrohen Interieur eher ihre Freude hätte. Woran niemand ausser Mini bzw. BMW Freude findet ist am Preis des Cooper S. Auch wenn der Grundpreis von CHF 30'700 nicht als günstig eingestuft werden kann, steht er für die gebotenen Leistungen dennoch nicht vollkommen schief in der Landschaft. Doch fügt man einige - aus meiner Sicht zwingende - Optionen hinzu, steht man schnell bei CHF 43'000, was dann wieder eher viel Holz ist, für einen Kleinwagen. Bei diesem Preis ist der Cooper S aber bei weitem nicht voll ausgestattet denn mein Testwagen buhlt für 49'670 Franken um einen Käufer, und wer will kann ihn sich auch so ausstatten, dass eine fünf ganz vorn steht...
Mehr Mini gibt's hier.
09.03.2015
Text: Tom's Car Blog
Bilder: Tom's Car Blog