Specials - 40 Jahre BMW Dreier - Hoch drei - BMW M3 CSL


Mehr Leistung, mehr Spass, mehr Euro - vom BMW M3 CSL für 85'000 Euro sollen nur rund 2000 Exemplare gebaut werden.

aus Auto-Motor-und-Sport Heft 14/2003

Zuerst die schlechte Nachricht: Für die Zusatzbuchstaben am M3 fordert BMW einen Mehrpreis von 30'500 Euro. Dafür wurde die Klimaanlage gestrichen - der Kunde bekommt sie, wenngleich aufpreisfrei, als Extra. Auch bei den Farben kennt man kein Pardon: Ausser Schwarz und Grau gibt es  nichts - zumindest nicht ohne einen satten Aufschlag.

Ganz schön dreist also, laut BMW aber pädagogisch zu verstehen: Kunden, die es mit der Sportlichkeit ernst meinen, müssen bereit sein zu verzichten. Der CSL stellt sie auf die Probe.

Weniger ist mehr, heisst die Devise, und deshalb offeriert BMW weder elektrisch verstellbare Sitze, noch ein Navigationssystem oder sonstige Verwöhnextras. Stattdessen investiert man in ein Fitnessprogramm: Der CSL bietet 17 PS mehr als ein gewöhnlicher M3, vor allem aber bringt er 150 Kilogramm weniger auf die Waage.

Übrig bleiben 1420 Kilo. Das ist nicht wirklich leicht, aber leicht genug, um mit 360 PS bei den Sportwagen in der ersten Liga spielen zu können. Es erklärt auch den Aufpreis: Ohne den grosszügigen Einsatz von kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK), ebenso leicht wie teuer, ist eine derartige Einsparung kaum zu bewerkstelligen, jedenfalls nicht ohne funktionale Nachteile.

Aus CFK bestehen beim CSL deshalb nicht nur die Verkleidungen der Türen und der Mittelkonsole im Innenraum, sondern auch die neu gestylte Frontschürze und sogar das Dach, was alleine schon sechs Kilogramm einspart. Daneben gehören weitere Werkstoffe zur CSL-Diät: Der Heckdeckel mit dem prägnanten Bürzel ist aus Kunststoff modelliert, für den Gepäckraumboden genügt ein Papierwaben-Sandwich. Anderes wird per Materialeinsparung erleichtert: Für die Heckscheibe wählten die findigen BMW Ingenieure Dünnglas, bei der Abgasanlage nimmt man Rohre mit geringerer Wandstärke.

Dass hier in puncto Sportlichkeit alle Register gezogen werden, offenbar sich dem Fahrer spätestens beim Einstieg. Wo sonst Lederpolster einladen, sieht er sich im CSL mit einem dünnen, stoffbezogenem Schalensitz konfrontiert, dessen schraubstockartiger Seitenhalt es geschickterweise erlaubt auch noch die Seitenairbags einzusparen.


Individuelle Positionswünsche werden hingegen weitgehend ignoriert. Wer etwa zusätzlich zur Vorhandenen Längsverstellung auch die Neigung zu verstellen beabsichtigt, dem empfiehlt die Betriebsanleitung den Besuch einer Vertragswerkstatt. Ansonsten geht es aber immer noch erfreulich zivil zu: Nacktes Blech oder der für Rennen obligatorische Überrollkäfig bleiben einem erspart, obwohl BMW die Pistentauglichkeit des CSL keinesfalls in Abrede stellt.

Ganz im Gegenteil. Ausflüge auf die Rennstrecke, und sei es auch nur spasseshalber, sind Teil der CSL-Philosophie - ein Aspekt, der such unterwegs bald als sinnvoll herausstellt. Auf öffentlichen Strassen lässt sich das enorme Potential des auch fahrwerkseitig gestählten M3 (modifizierte Abstimmung, tiefer, uniballgelagerte Alu-Querlenker hinten, Spezialreifen) namentlich kaum ausloten.

Schon nach wenigen Kilometern sinniert man darüber, ob was ein paar Kilogramm und ein gekonntes Tuningprogramm ausmachen können. Im Vergleich zum CSL wirkt selbst das sportliche Ausgangsprodukt plötzlich lammfromm. Die direktere Lenkung übersetzt die Absichten des Fahrers nun derart flugs und präzise, als wäre Gedankenübertragung im Spiel. Hernach zieht es den Bug selbst bei Geschwindigkeiten weit jenseits des Üblichen eisern zum Kurveninnenrand - so hartnäckig weigerte sich noch kein M3 zu untersteuern.

Wie es sich für einen echten BMW gehört, kommen auch Anhänger des gepflegten Drifts nicht zu kurz. Betätigt man einen griffgerecht auf dem Lenkrad installierten Schalter, beschränkt sich die Wirkung der ESP-Fahrwerkselektronik auf den absoluten Grenzbereich. Das ESP lässt sich aber auch gänzlich abschalten, sodass - zumindest auf abgesperrter Strecke - gern mal mit dem Gasfuss gelenkt werden darf.

Doch ob mit oder ohne ESP: In Sachen Fahrdynamik ist dem M3 CSL zurzeit kaum ein Strassenauto gewachsen, schon gar nicht, wenn dabei der Spassfaktor ins Kalkül eingeht. Dass er überdies keine Schweissausbrüche auslöst, liegt nicht zuletzt an den geringen Lenkkräften, die mit zunehmender Kurvengeschwindigkeit kaum ansteigen. Die Kehrseite: Sportfahrern, die im Eifer des Gefechts lieber kräftig hinlangen, kann der CSL nicht dienen.


Dafür lässt es sich mit ihm im Alltag überraschend gut leben. Seine Federung ist hart, aber zumindest nicht ungerecht, denn brutale Stösse bleiben aus. Ausserdem zeigt sie auf schlechten Belägen jene Nachgiebigkeit, die Versetzer verhindert, und die Kurvenstabilität fördert. Wie es einem seriösen Sportauto ansteht, gibt es auch bei den Bremsen keine Kompromisse. Grössere Bremsscheiben vorn tragen den verschärften Anforderungen Rechnung, wie die erstklassigen Verzögerungswerte (Bremsweg aus 100km/h liegt warm und beladen bei 32.4 Metern) belegen.

Für die Verschärfung zeichnen die prinzipiell höheren Fahrleistungen verantwortlich, die sich aus den günstigen Eckdaten für Leistung und Gewicht ergeben. 100 km/h erreicht der CSL in 4.9, 160 km/h in 11.1 Sekunden - Werte auf dem Niveau eines Porsche 996 GT3.

Dass er gleichwohl den zuletzt getesteten Normal-M3 kaum hinter sich lässt, spricht weniger für den CSL als gegen die Messbedingungen: Während der M3 im Winter bei einem Grad Celsius eine optimale Sauerstoffversorgung genoss, musste der CSL 30 Grad warme Umgebungsluft einatmen, was die Leistungsentfaltung naturgemäss behindert.

Grund zum Klagen besteht indes nicht. Ungeachtet seines bis 8000/min reichenden Drehzahlspektrums entwickelt der 3.2 Liter-Motor schon bei zivilen Umdrehungen reichlich Schub. Ab 6000/min herrscht in den sechs in Reihe angeordneten Zylindern dann eine Jubelstimmung, die selbst den blasiertesten Sportfahrer nicht kalt lassen dürfte.


Reizvoller kann man 360 PS schwerlich darbieten, wobei die verbesserte Atmung (grösserer Ansaugkanal, schärfere Nockenwellen, Entfall des Luftmassenmessers) das Temperament spürbar anheizt. Zur weiteren Steigerung empfiehlt sich dann der Druck auf den "Sport"-Schalter.

Es lohnt sich, denn nun öffnen sich die sechs elektronisch gesteuerten Drosselklappen noch rasanter, und die Spontaneität beim Gasgeben spitzt sich weiter zu. Mehr noch: Im Vergleich zu den anderen BMW-Sechszylindern klingt das CSL-Triebwerk plötzlich wie Iron Maiden beim Eurovisionswettbewerb - härter geht's nicht, legal zumindest.

Zur Modulation steht das bekannte, aber weiter verbesserte SMG-Getriebe zur Verfügung. Aus automatisierte Sechsgangaggregat mit fünfstufig verstellbarer Schaltgeschwindigkeit und Paddelschaltung am Lenkrad eignet sich nicht nur vorzüglich für Zwischengasorgien (der Gasstoss erfolgt selbstständig beim Runterschalten), sondern besticht obendrein durch kürzeste Schaltzeiten (0.08 Sekunden) und eine bei dato nicht gekannte Geschmeidigkeit. Wenn SMG-Getriebe, dann so.

Bleibt nur noch die Frage, ob der puristische M3 mit den drei Zusatzbuchstaben das viele Geld wert ist. Er ist es, Schliesslich bekommt man ihn ohne Vergnügungssteuer.

Mehr M3 CSL gibt's hier, mehr BMW hier.




Text: Wolfgang König
Bilder: Werk / Auto-Motor-und-Sport